
Die systematische Maschinendatenerfassung hat im Zuge der Digitalisierung der Produktion nochmals an Relevanz für die Industrie gewonnen. Die Datenerfassung ermöglicht eine umfassende und zuverlässige Bewertung der Profitabilität ablaufender Fertigungsprozesse. In vielen Unternehmen findet die Erfassung von Maschinendaten trotz Industrie 4.0 immer noch manuell statt, zumeist durchgeführt von den Bedienmannschaften direkt an ihren Maschinen.
Bei der manuellen Datenerfassung treten immer wieder Fehler auf, die das Ergebnis verfälschen oder zu falschen Schlussfolgerungen führen können. Erfahren Sie in diesem Beitrag, was die häufigsten Fehler bei der manuellen Datenerfassung sind und wie sie sich nachhaltig beseitigen lassen.
Die typischen Fehlerquellen bei der manuellen Datenerfassung
Bei der händischen Erfassung von Daten stehen drei Faktoren im Fokus, die zu Fehlern in den Datensätzen führen:
- Zeit
- Gar nicht erfasste Daten
- Große Interpretationsspielräume
Fehlerquelle Nummer 1: Die (fehlende) Zeit
Eine Maschine muss laufen, damit sie produzieren kann. Damit die Maschine läuft, muss der Bediener seine Maschine im Blick haben, kontinuierliche Anpassungen und Optimierungen durchführen, Werkzeuge wechseln, Spannzangen mit Rohmaterial füllen und fertig produzierte Teile verpacken. In diesem durchgetakteten Arbeitstag bleibt wenig Spielraum, um zusätzlich noch gründlich und sauber die gewünschten Daten zu erfassen.
In der Hektik des Produktions-Alltags ist Zeit ein rares Gut – entsprechend tendieren Bedienmannschaften häufig dazu, die Arbeiten rund um die Datenerfassung so schnell wie möglich in den zur Verfügung stehenden Zeiträumen zu absolvieren. Dies führt unter Umständen zu falsch erhobenen Daten , sei es durch „Tippfehler“ bei der Eingabe oder durch stressbedingte „Schludrigkeit“.
Gar nicht erfasste Maschinendaten
Viele Daten werden von den Bedienmannschaften erst gar nicht erfasst, weil die auftretenden Ereignisse nicht als relevant angesehen werden. Steht beispielsweise an einer Maschine ein Werkzeugwechsel an, der durch den Bediener innerhalb von einer Minute behoben werden kann, ist das Ereignis für den Bediener unter Umständen keine Notiz wert. Für eine anschließende Analyse der Wirtschaftlichkeit ist diese fehlende Minute jedoch fatal. Denn wenn 10 Maschinen 365 Tage im Jahr produzieren und jede dieser Maschinen auch nur eine Minute pro Tag stillsteht, sind es immerhin 3650 Minuten Stillstand. Eine stolze Summe, die bei der Bewertung der Rentabilität einer Produktion unbedingt mit in Betracht gezogen werden müsste.
Hinzu kommt ein weiterer Punkt, der zur Nichterfassung von Daten führt. Maschinenbediener werden zwangsläufig anhand der gesammelten Daten bewertet. Gewisse Ereignisse, beispielsweise Ausschuss oder Stillstände, werden häufig und gerne verschwiegen. Dies ist einerseits aus menschlicher Sicht vollkommen nachvollziehbar, andererseits verfälscht dieses Vorgehen die Datensätze maßgeblich.
Subjektivität und Interpretationsspielräume
Immer dann, wenn die Erfasser von Daten ein Ereignis bewerten sollen, tritt der Störfaktor der Subjektivität in Aktion. Bei der Einschätzung von Störgründen beispielsweise kann ein Bediener den Grund als „technische Störung“ erfassen, obwohl eigentlich ein Fehler bedingt durch „fehlende Hilfsstoffe“ vorliegt. Darüber hinaus ist die Herangehensweise eines Beobachters an die Informationen zumeist subjektiv. So entstehen Unschärfen bei der Maschinendatenerfassung, die eine genaue Analyse verhindern und Entscheidungen negativ beeinflussen können.
Auswirkungen manuelle Maschinendatenerfassung
So wichtig und unverzichtbar eine gründliche Erfassung von Maschinendaten für produzierende Unternehmen auch ist: die händische Gewinnung von Daten ist ein echter Zeitfresser. Und Zeit ist gerade in der durchgetakteten Welt der Produktion ein überaus rares Gut.
Je komplexer die Aufgaben im Bereich der Maschinendatenerfassung für die Bedienmannschaften sind, desto weniger Zeit bleibt ihnen für die eigentliche Arbeit. Das wiederum bedeutet: entweder werden die Daten nur unzureichend und nicht in der geforderten Gründlichkeit erfasst oder die Effizienz der Produktion leidet.
Auch wenn die Daten gründlich erfasst werden, kommt ein weiterer Zeitfaktor ins Spiel. Die manuell erfassten Datensätze müssen in der Regel aufbereitet werden, damit sie für eine Weiterverarbeitung, beispielsweise im ERP des Unternehmens, zur Verfügung stehen. Der hierfür benötigte Zeitaufwand blockiert aber wertvolle Ressourcen, die somit nicht mehr für wertschöpfende Optimierungsmaßnahmen zur Verfügung stehen. Zusätzlich wirkt erschwerend, dass zwischen dem Zeitraum der Datenerfassung und der Auswertung unter Umständen mehrere Wochen vergehen können.
Lösungsvorschläge für eine effiziente Maschinendatenerfassung
Nicht immer muss gleich auf eine automatische, voll digitale Datenerfassung umgeschwenkt werden, um die Datengewinnung effizient, produktiv und nachhaltig zu gestalten. Schon mit kleinen Optimierungen lässt sich auch die manuelle Maschinendatenerfassung rationalisieren.
Lösung für einen echten Zeitgewinn
Das händische Ausfüllen von Papierlisten ist weit verbreitet, per se auch nicht verkehrt – und dennoch ein Garant für unnötigen Zeitverlust. Mit dem Umstellen auf digital gestützte Datenerfassung, beispielsweise über Tablets oder Smartphones, wird den Bedienern das Datensammeln deutlich erleichtert. Vorgefertigte Auswahlmöglichkeiten anklicken geht schneller und einfacher als das Ausfertigen von handschriftlichen Notizen.
Auch für die Weiterverarbeitung der gesammelten Daten ist eine digital gestützte Erfassung von Maschinendaten förderlich. Durch einheitliche, bereits digital vorliegende Daten ist die Übertragung in ein ERP oder ähnliche Systeme ohne großen Zusatzaufwand möglich. Die „sanfte Einführung“ digitaler Erfassungssysteme verhindert zusätzlich, dass sich die Bediener überfordert fühlen – was bei einem „harten“ Umstieg auf komplett automatisierte Systeme durchaus der Fall sein kann.
Lösung für weniger nicht erfasste Maschinendaten
Wenn ein Unternehmen möchte, dass Maschinendaten umfassend von den Bedienmannschaften erfasst werden sollen, muss eine gewisse Anonymität der Daten gewährleistet sein. Während bei handschriftlichen Notizen der entsprechende Bediener auch ohne Angabe seines Namens identifiziert werden könnte, kann dies bei digital unterstützten Systemen wie Tablets leicht ausgeschlossen werden. Dies kann zu mehr Akzeptanz der Datenerfassung führen – und zur Erfassung von Maschinendaten, die ansonsten aus Sorge um einen möglichen Jobverlust oder Problemen mit den Vorgesetzten nicht erfasst werden würden.
Lösung für weniger Subjektivität bei der Erfassung von Maschinendaten
Der Punkt der Subjektivität lässt sich zugegebenermaßen bei der manuellen Datenerfassung nie ganz vermeiden. Allerdings kann mit standardisierten Vorlagen und Fehlerbeschreibungen dafür gesorgt werden, dass die eingegebenen Daten möglichst präzise wiedergeben, was zu einer Störung, einem Ausfall oder auch einem Werkzeugbruch geführt hat. Im Idealfall meldet die betroffene Maschine bereits einen Fehlercode, der von dem Bediener nur noch übernommen werden muss.
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