Mit 4 Schritten zu einer optimierten Produktion: Der Deming Kreis (PDCA-Zyklus)

Always touch a running system: Deming Kreis

Für kontinuierliche Verbesserungen innerhalb eines Unternehmens stehen unterschiedliche Ansätze zur Verfügung, die wir im Rahmen unserer Blog-Reihe in unregelmäßigen Abständen unter die Lupe nehmen. In den vergangenen Wochen haben wir uns bereits der fernöstlichen Kaizen Methode gewidmet, haben uns den Vorteilen der Wertstromanalyse gewidmet und herausgefunden, wie sich mit der 5S-Methode Potentiale in der Fertigung aufdecken und Arbeitsabläufe optimieren lassen.

Heute dreht sich alles um eine Methode, die nach dem 2. Weltkrieg den Wiederaufbau der japanischen Wirtschaft steuern sollte und nach ihrem Erfinder, William Edwards Deming, benannt wurde. Der „Deming Kreis“, auch als PDCA-Kreislauf bezeichnet, soll das betriebsinterne Qualitätsmanagement optimieren. Wie das genau funktioniert, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Was ist der Deming Kreis?

Der Deming Kreis, oftmals auch als PDCA-Methode oder PDCA-Zyklus bezeichnet, ist ein Modell zur Optimierung des Qualitätsmanagements eines Unternehmens. Der Deming Kreis möchte den Prozess einer Problemlösung in vier Schritten erzielen – mit dem Ziel, eine gesunde, zuverlässige Basis für das unternehmensinterne Qualitätsmanagement zu schaffen. Der PDCA-Zyklus wird als iterativer, vierphasiger Prozess für Lernen und Verbesserung verstanden. Iteration beschreibt im Allgemeinen einen Prozess des mehrfachen Wiederholens gleicher oder ähnlicher Handlungen, um sich einer Lösung oder einem bestimmten Ziel zu nähern. Dies fasst die Durchführung der PDCA-Methode gut zusammen. Doch hierzu später mehr.

Wer hat den Deming Kreis erfunden?

Ein gewisser William Edwards Deming (1900 – 1993) war als Wirtschaftsberater unter dem Kommando von General McArthur für den Wiederaufbau der japanischen Wirtschaft nach der Niederlage im 2. Weltkrieg mit verantwortlich. Um den japanischen Unternehmenslenkern eine erfolgreiche Grundhaltung zu vermitteln, setzte Deming den PDCA-Zyklus ein, um seine Ideen hinsichtlich einer stets auf Verbesserung hin orientierten Organisation zu verdeutlichen.

Der PDCA-Zyklus hatte in Japan einen solchen Erfolg, dass er seitdem auch nach seinem „Erfinder“ Deming als „Deming Kreis“ bezeichnet wird. Während die Japaner die Idee Demings mit Begeisterung aufnahmen und mit Fleiß und Akribie umsetzten, wurde der PDCA-Zyklus bei uns im Westen lange Zeit nicht verstanden – und entsprechend auch nicht umgesetzt.

Was soll der Deming Kreis bewirken?

Eine Verbesserung bedeutet, dass bestehende Probleme erfolgreich gelöst werden konnten. Probleme lösen hingegen bedeutet Veränderung durch Lernen. Veränderung bedeutet wiederum, sich an neue Umstände effizient anzupassen und dadurch zu überleben - sowohl in der freien Natur als auch in der Wirtschaft. Die Grundvoraussetzung für den langfristigen Bestand eines Unternehmens ist also Lernfähigkeit. Der Deming Kreis setzt an dieser Erkenntnis an. Indem der bestehende Ist-Zustand eines Unternehmens kontinuierlich in Frage gestellt wird und durch wiederkehrende Regelkreise Verbesserungen an Abläufen und Prozessen gestartet werden, ist der gewünschte Lernprozess und damit eine dauerhafte Veränderung erreichbar. Entsprechend lautet das Motto des Deming Kreises auch „Always touch a running system!“

Übrigens: Der Deming Kreis wurde in Japan so erfolgreich eingesetzt, dass er schließlich unter einem anderen Namen weltbekannt wurde: Kaizen.

Operative und evolutionäre Zyklen des Deming Kreises

Eine hohe Abstraktion ist bezeichnend für den Deming Kreis – in vielen Fällen ist die Methode sogar zu abstrakt für die Mitarbeiter im Unternehmen. „Für sowas brauchen wir kein extra Konzept“ oder „Verbesserungen setzen wir doch sowieso immer sofort um“ sind nicht selten Aussagen, wenn es um die Einführung des PDCA-Zyklus geht. Allerdings sind die „sofort umgesetzten Verbesserungen“ bei genauem Hinsehen weit eher Nachbesserungen als denn echte Verbesserungen! Nachbesserungen sind so gut wie immer nur Eingriffe in den operativen Regelkreis, um eine akute Abweichung „glattzubügeln“. Eine nachhaltige und echte Verbesserung eines Prozesses lässt sich so nicht durchführen. Um den Sinn der PDCA-Methode zu verdeutlichen, muss man sich die zwei grundlegenden Regelkreise einmal genauer ansehen:

  1. Der operative Regelkreis: Hier wird bei festgestellten Abweichungen an einem Produkt oder einer Leistung in den Fertigungsprozess eingegriffen, um das Entstehen oder weitere Auftreten von Fehlleistungen zu vermeiden. Die Eingriffe sind im Vorfeld in Maßnahmenkatalogen festgelegt.

  2. Der evolutionäre Regelkreis führt durch Erkenntnisse aus dem operativen Bereich zur Optimierung von Prozessen und Systemen, die dann erneut in den Regelkreis der Qualität einfließen. Das Ziel ist es, Fehlleistungen in der Zukunft zu verhindern.

In der Tat ganz schön abstrakt, nicht wahr? Leichter vorstellbar ist der evolutionäre Zyklus, wenn man ihn sich als ein Prozess ohne Anfang und ohne Ende vor Auge führt. Oder in schönen Worten gesprochen:

„Überlege dir jeden Tag, wobei du etwas ein klein wenig besser machen kannst“.

Die vier Phasen des PDCA-Zyklus

Für die Durchführung des PDCA-Zyklus wird ein Prozess in vier Schritte unterteilt:

Plan Do Check Act

Nimmt man die Anfangsbuchstaben jedes Schrittes, erhält man den Namen des Zyklus: PDCA. Durch die Aufteilung eines Prozesses in vier Schritte lässt sich nicht nur überaus genau planen, sondern es wird den Fach- und Führungskräften auch eine sehr detaillierte Kontrolle des Erfolges ermöglicht.

Die vier Schritte im Detail

Schritt 1: Plan

In der ersten Phase des Deming Kreises steht die Planung im Fokus. Das bestehende Problem wird ermittelt, lokalisiert und schriftlich festgehalten. Gleichzeitig wird eine Analyse der Ist-Situation durchgeführt, so dass weitere Hintergrundinformationen zur Ursache des Problems ermittelt werden können. Durch diese Maßnahmen lässt sich ein Ziel festlegen, was unmittelbar mit den erforderlichen Maßnahmen verknüpft ist. Alle Ergebnisse der Planung werden schriftlich zur weiteren Verwendung festgehalten.

Schritt 2: Do

Schritt 2 steht unter dem Motto „Lasst es uns doch einmal ausprobieren“. Es geht in Schritt 2 nämlich darum, einen Plan für die Verbesserung auszuarbeiten. Das „Do“ steht hier nicht für die Einführung und Umsetzung von Maßnahmen, sondern vielmehr für Ausprobieren, Testen und Optimieren von Konzepten mit einfachen Mitteln und – ganz wichtig – unter starker Einbindung aller betroffenen Arbeitnehmer.

Schritt 3: Check

Der in Schritt 2 erprobte Prozess und all seine Resultate werden nun sorgfältig überprüft und, sofern ein Erfolg sichtbar ist, für die Umsetzung auf breiter Front als allgemeine Vorgabe freigegeben.

Schritt 4: Act

In Schritt 4 wird die allgemeine Vorgabe im Unternehmen eingeführt, als Standard festgezurrt und in regelmäßigen Abständen auf Einhaltung im Rahmen von Audits überprüft. Schritt 4 ist als große, zusammenhängende Aktion zu verstehen, die umfangreiche Aktivitäten und Investitionen mit sich führen kann. So können beispielsweise Änderungen an Stammdaten oder NV-Programmen nötig werden oder auch Änderungen an Arbeitsplätzen im gesamten Unternehmen. Der erfolgreiche Abschluss des vierten Schrittes mit der Einführung neuer Standards ist gleichzeitig auch wieder Ausgangspunkt erneuter Verbesserungen – und somit Start der Phase 1, dem „Plan“.

Breite Anwendung des Deming Kreises in der Industrie

Mit dem Deming Kreis werden die Phasen im kontinuierlichen Verbesserungsprozess beschrieben. Der KVP ist dabei die Grundlage aller Qualitätsmanagement-Systeme – in der Industrie 4.0 im Rahmen der digitale Transformation genauso wie in „klassischen“ Geschäftsfeldern. Sowohl KVP als auch der Deming Kreis sind Standardverfahren in der Industrie und im Dienstleistungssektor und Bestandteile der Normenfamilien DIN EN ISO 9000, ISO 14000 und ISO/IEC 20000. Durch Standardisierungen – dem übergeordneten Ziel des Deming Kreises – sollen unternehmensinterne Prozesse und Abläufe stetig verbessert werden, um die Effizienz des Unternehmens, aber auch die Zufriedenheit der Kunden und Mitarbeiter, dauerhaft auf einem hohen, wettbewerbsfähigen Niveau zu halten.

Quellen:
https://www.quality.de/lexikon/demingkreis/
https://www.qualitaetsmanagement.me/pdca_zyklus/